GeschwisterTag März 2023

In den letzten Jahren konnten die Geschwister-Angebote des BUNTEN KREISES Aachen mit großem Erfolg ausgebaut werden. Neben dem am längsten bestehenden Angebot für Geschwister im Grundschulalter konnte das Geschwister-Team sowohl Angebote für jugendliche Geschwister als auch für Eltern und Fachkräfte etablieren.

Für Grundschüler und Grundschülerinnen besteht weiterhin an drei Terminen pro Jahr die Gelegenheit, sich im Theaterspiel unter dem Motto “GeschwisterTag – Und jetzt komm´ ICH!” auszuprobieren. Dabei werden Pia de Vries und Lotte Meyer als pädagogische Fachkräfte des BUNTEN KREISES durch wechselnde Theaterpädagog*innen des DASDA-Theaters unterstützt. Neben verschiedenen spielerischen Übungen und kleineren schauspielerischen Einheiten, haben die Kinder die Gelegenheit, sich über ihre Geschwister und Familienkonstellationen auszutauschen. Highlight des Tages ist die ca 10-minütige Aufführung des Erarbeiteten oder Einstudierten am Ende des Programms, zu dem die Eltern und teilweise auch Geschwister kommen, um die Teilnehmenden im „Rampenlicht“ zu sehen.

Für jugendliche Geschwister konnte das Kursangebot “Kladopi”, welches ursprünglich aus an vier Terminen stattfindenden Kletteraktionen bestand, auf sechs Einheiten in der Kletterhalle ausgebaut werden. In Kooperation mit dem Deutschen Alpenverein Sektion Aachen und deren engagierten Klettertrainer*innen konnten die pädagogischen Fachkräfte im letzten Jahr 12 Jugendliche in dem Kurs begleiten. Die Jugendlichen konnten ihre Möglichkeiten, Fähigkeiten und Grenzen erleben und haben beim Klettern und Sichern an Selbstwert und –vertrauen gewinnen können. In kleineren Einheiten hatten sie die Gelegenheit, sich über konkrete Situationen in ihrem häuslichen Umfeld auszutauschen und gegenseitig durch ihre “langjährige” Erfahrung als Geschwister mit Strategien und Tipps unterstützen zu können. Der geplante Kurs für dieses Jahr im Herbst ist bereits fast ausgebucht.

Aus diesem Angebot und dem großen Interesse an weiteren Angeboten haben sich weitere kleinere Tagesaktionen für jugendliche Geschwister entwickelt. So gab es unter anderem die Angebote, Eislaufen zu gehen, an einem Spielenachmittag teilzunehmen, Lastertag auszuprobieren und beim Billard zu punkten.

Auf Nachfrage mehrerer Eltern hat sich eine kleine Gruppe zu einem begleiteten ElternTreff für Eltern jugendlicher Geschwister etablieren können. Die Eltern treffen sich gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften des BUNTEN KREISES und tauschen sich über grundsätzliche und aktuelle Themen aus. Viele der Eltern berichten, dass es das erste Angebot für sie ist, bei dem sie die Gelegenheit haben, ihre Themen in Bezug auf die Geschwister in den Fokus zu stellen, und dass sie dies als äußerst hilfreich erleben.

Desweiteren gab es Anfragen von Eltern und Fachkräften für Einzelberatungen. Eine Mutter hatte beispielsweise das Anliegen die Bedürfnisse ihrer “gesunden” Tochter vermehrt in den Alltag zu integrieren. Gemeinsam konnte überlegt werden, wie exklusive Zeiten in den Familienalltag eingebaut werden könnten. Daraus resultierte neben einem wöchentlichen, gemeinsam gestalteten Nachmittag von Tochter und beiden Elternteilen eine tägliche exklusive Zu-Bett-Geh-Routine, bei der die Mutter sich 10 Minuten alleine mit ihrer Tochter beschäftigt. Sowohl die Tochter als auch die Eltern melden zurück die Zeit als “schön, entlastend und unbeschwert” wahrzunehmen und weiterhin daran festhalten zu wollen.

Mit Fachkräften aus KiTa oder Schule konnten in erster Linie Zugangsweisen erörtert werden, die den “gesunden” Kindern die Möglichkeit boten in einem geschützten Rahmen über ihre Familienkonstellation zu sprechen. So wurde vor allem kindgerechte themenbezogene Literatur eingesetzt und als hilfreich bewertet.

Deutlich wird, dass es im Rahmen der Angebote bei den jüngeren Kindern vor allem darum geht, ein erstes Gespür für ihre Familienkonstellationen zu entwickeln und zu erfahren, dass auch andere Kinder in ähnlichen Familiensettings groß werden. Häufig scheint es das erste Mal zu sein, dass sie über ihre Lebenssituation sprechen und sowohl positive als auch negative Auswirkungen benennen können oder vielleicht auch dürfen.

Die jugendlichen Geschwister beschreiben, dass der Kontakt zu anderen Geschwistern als entlastend empfunden wird, da sie sich für bestimmte Situationen nicht erklären müssen. Es sei ein anderes Gefühl, als in anderen Freund*innenkreisen und sie hätten der Gruppe gegenüber eine gewisse “Unbefangenheit”.

Kinder und Jugendliche, die einmal teilgenommen haben, werden in der Regel zum nächsten Termin wieder angemeldet. Teilweise konnten langfristige und von den Terminen unabhängige Kontakte unter den Kindern, Jugendlichen und Eltern geknüpft werden. Die Eltern geben zudem die Rückmeldung, positive Auswirkungen der Aktionen bei ihren Kindern zu bemerken. So konnte eine Mutter zurückmelden, dass ihre beiden Töchter sich ihr gegenüber öffnen und sich “trauen“, ihre Bedürfnisse deutlicher zu benennen. In einigen Familien konnten bereits exklusive Zeiten und Angebote für die Geschwister umgesetzt werden, die sowohl von den “Kindern” als auch von den Eltern als “unbeschwert, entlastend und schön” beschrieben werden.

Eltern scheinen vor allem einen erhöhten Bedarf in Bezug auf die Geschwister zu haben, wenn sich in Bezug auf ihre schwerkranken oder behinderten Kinder gewisse Routinen eingestellt haben und deren Versorgung gesichert ist. Sie geben an, dann vermehrt die Geschwister mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und diese unterstützen zu wollen.

Insgesamt entwickelt sich das Angebot für Geschwister also mit großem Erfolg: Die Nachfrage nach Teilnahme an geplanten und zusätzlichen Angeboten wächst stetig. Dies zeigt zum einen den hohen Bedarf der Geschwister und Familien, zum anderen aber auch, dass Geschwister erfreulicherweise grundsätzlich mehr in den Fokus der Familien genommen werden.